Reiflich überlegt?
Und? Hast Du Dir das auch gut überlegt? — Das wurde ich recht oft in den letzten Wochen vor der Abreise gefragt.
Und in den 8 Tagen Gefängnis (na ja… Millionen von Gefangenen wären froh, wenn Sie a) Schuldig und nicht unschuldig im Knast sitzen würden, und b) wenn ihnen ihr Gefängnis diesen Komfort geboten hätte) hatte ich Zeit, genau darüber mal nachzudenken.
Ergebnis? Nein! Habe ich nicht. Es gibt Dinge, die muss man einfach machen, statt viel darüber nachzudenken. OK, bei einem Herzchirurgen oder Piloten wünsche ich mir das nicht unbedingt. In meinem Fall jedoch dürfte es genau das richtige gewesen sein: Einfach mal machen. Und dann später resümieren, ob es das richtige war.
Heute, 15 Tage nach der Abreise, fühlt es sich noch immer gut an. Und „Gut“ heißt erst einmal auch: Richtig. Klar nervt es, in jedem öffentlichen Bereich mit dieser sch… Maske herumzulaufen. Aber anderseits ist dies die einzige „Einschränkung“, die wir hier vor Ort haben. Man bewegt sich gänzlich frei, auch alle anderen tun das. An einigen Geschäften muss man einen QR-Code („SaveDavaoQR“) vorzeigen, den ich mir inzwischen in die Handyhülle gemacht habe.
Damit ist das unterm Strich noch bequemer als die Luca-App in Deutschland. Und ansonsten? Heute, nach einem -ich weiß noch gar nicht, wie schlimmen- Sturm in den Visayas, dass erst erste Mal in 8 Jahren, das Globe UND PLDT gleichzeitig offline sind. Ich habe seit Freitagmorgen 8 Uhr keinerlei Internet mehr. Und auch keine Information über diesen Sturm, über die verursachten Schäden, ob jemand verletzt oder gar getötet wurde. Und keine Information darüber, ob Mach-Den-Baerbock-zum-Gärtner schon irgendwelchen richtig schlimmen Mist gebaut hat, oder wie viele Vielfliegermeilen unsere Flugzeughasserin bereits für den kostenlosen Import von weiteren Goldstücken zusammengebracht hat.
Und was die anderen Deppen der deutschen Regierung so verzapft haben. Wir haben auch einen Tag in Davao „verloren“, weil auch dort keine Bank, keine Regierungsbehörde und kein Geldwechsler arbeiten konnte. „Offline“. „Digital Detox“ nennen das Menschen, die sich für total hip und wichtig halten, wenn Sie mal ein paar Minuten ein Handy aus der Hand legen.
Bekomme ich hier gratis dazu. Etwas schade, dass ich (m)einen neuen Kunden nicht darüber informieren konnte, dass unser Gespräch ausfällt. Auch schade, dass ich niemanden informieren konnte, dass es uns gut geht. Vielleicht hat sich jemand Sorgen gemacht? Mhm… und wenn nicht, dann hat sich auch für niemanden etwas geändert. Und meine Frau hatte gute Laune, liebt mich noch immer, ich Sie auch. Wir sind noch immer gesund, müssen nicht hungern und nicht im Regen schlafen. Komisch… wenn man älter wird, dann werden die wirklich wichtigen Dinge im Leben immer billiger – und damit unbezahlbar. Was uns aber nicht davon abgehalten hat, heute Window-Shopping zu machen.
So nennt man das auf den Philippinen, wenn man nur guckt und nichts kauft – Kreditkarte funktioniert ja nicht 😊 Frauen nennen das, glaube ich, schon immer „Bummeln“ 😊.
Waschmaschine, Toaster, Kalt/Warmwasserspender, Schreibtisch, Bürostuhl, Couch, 2 Matratzen für die Weihnachtsgäste. Ein Wasserkessel. Somit haben meine Frau und ihre Brüder am Montag viel zu besorgen. Und ich bin dann hoffentlich wieder Online, damit ich das Ganze auch noch bezahlen kann.
PS: Das mit dem „Es regnet, und sofort fällt das Internet aus“ habe ich ja schon, Gott sei Dank, seit etwa 10 Jahren mit ACO/Goetel in Eiterhagen trainiert. Da ist jetzt der „Schock“ schon eher Routine. Und wir haben, stand jetzt, keine Verletzten oder toten in der Verwandtschaft zu beklagen. Ich kenne aber Menschen, die an Odette (der lokale Name des Tropensturms Rai) Verwandte verloren haben.