Was ist Liebe?

Diese Definition ist sehr wichtig für das Verständnis von Beziehungen und Anziehung (Attraktion). Dabei ist es unglaublich wichtig zwischen 3 Arten von Gefühlen zu unterscheiden, die zusammen unter dem gemeinsamen Namen „Liebe“ segeln.

Beziehung

Wenn keine der beiden noch folgenden Beschreibungen zutrifft, so ist es… nichts. Im besten Falle noch etwas was den Namen Freundschaft oder Freundschaft + verdient, im schlechteren Fall eine Zweckgemeinschaft. Im schlimmsten Fall ist es für mindestens einen der beiden Teilnehmer einfach die Hölle. Lass uns daher schnell zu den begehrenswerten und von jedem gesuchte Formen der Liebe wechseln. Wobei auch eine Beziehung für Beide Partner ein echter Gewinn sein kann und daher von beiden Partnern angestrebt werden kann! Darauf gehe ich in anderen Beiträgen noch einmal gesondert ein.

Verliebt sein

Natürlich kann man sich schon für diese Form auch einen anderen Namen aussuchen. Ich werde bei der Bezeichnung „Verliebt sein“ bleiben. Die allermeisten Schlager, die meisten Liebesfilme, Liebesromane: Sie beschreiben diese Form. Das ist die brennende, verzehrende, dumm machende Form der Liebe. Verursacht wird Sie vor allem vom limbischen System, unserem Reptilienhirn. Getriggert (ausgelöst) durch ein möglichst abweichendes Immunsystem (Abwehrsystem unseres Körpers), also durch einen möglichst abweichenden, fremden Genpol. In dieser Phase mit berauschenden Gefühlen, Schmetterlingen im Bauch, verzehrendem und brennenden verliebt sein werden im Gehirn (unserem wichtigsten Sexualorgan!) Unmengen von Phenylethylamin und darauffolgendem Dopamin ausgeschüttet. Diese damit erzeugten Gefühle sind die gleichen wie bei intensivem Drogenmissbrauch oder Achterbahnfahren. Insbesondere das dadurch ausgeschüttete Dopamin, unser Belohnungshormon, sorgt dafür das wir unendlich glücklich werden, und… abhängig! Abhängig vom Partner, den wir fest mit dieser Dopaminausschüttung verbinden. Wie bei Heroin-missbrauch. Daher folgt diesem unglaublichen Kick auch zwingend ein tiefes Loch, ein kalter Entzug, sobald der Partner nicht an unserer Seite ist. Wer Dieses Gefühl nicht versteht oder nicht nachvollziehen kann und damit noch nicht erlebt hat, hat wirklich etwas verpasst.

Und wer diesem Gefühl auf Dauer hinterherläuft, hat ein echtes Drogenproblem! Er (oder Sie) ist abhängig von der Droge „Verliebt sein“.

Vermutlich wegen dieser Gefahr reicht diese Form der Zuneigung auch nicht länger als 3, maximal 5 Jahre. Die Natur, die Evolution hat dies so eingerichtet: Verliebt sein hält nicht ewig, diese Dopamindusche wird zwangsläufig von unserem Körper eingestellt! Ansonsten würden wir hoffnungslos verblöden und könnten kein verantwortungsvolles Leben führen. Darauf sind aber unsere Nachkommen angewiesen. Und sie sind der einzige Grund für uns da zu sein, zu leben: Uns zu reproduzieren (zu vermehren). Nach ca. 3-5 Jahren ist unser Nachwuchs aus der verletzlichsten Phase seiner Menschwerdung herausgewachsen. Wir werden dann vergleichsweise gleitend und schmerzlos aus der Drogenzeit entlassen. Anders als bei chemischer Erzeugung unseres Dopaminspiegels: Heroin entlässt uns eher gleitend aus dem Leben als aus dem Glück. Merke: Dopamin, unser Glückshormon, sollte nur auf natürlichem Wege ausgeschüttet werden. Niemand wird von Achterbahnfahren süchtig: Irgendwann kotzt man :-).

Wichtig: „Verliebt sein“, diese berauschende und glücklich machende Phase der Liebe, lässt sich nicht erzwingen oder erzeugen! Wer also seinen Partner nicht mit seiner Nase (1), sondern per Online-Katalog oder von den Eltern ausgesucht bekommen hat, hat eine deutlich geringere Chance darauf dieses unglaublich intensive Gefühl zu erleben. Dieses Gefühl ist praktisch zwingend mit dem Finden, nicht mit dem Zuteilen eines Partners verbunden.

Dieser Teil der Liebe lässt sich bei neurologisch (Nervlich, Gehirn) gesunden Menschen auch nicht auf andere Objekte als Menschen übertragen.

Wer sich also in seinen Hund, eine Waschmaschine oder ein Land verliebt hat, erlebt gerade die

Liebe

Dieser Teil der Liebesformen ist der Beziehungsteil, und damit der 2. Teil der Liebe. Aus der Evolution heraus ist es gut für eine Gruppe, wenn ihre Mitglieder untereinander mögen, auch intensiver. Liebe kann man erzeugen und lernen! Liebe kann man zu Dingen, Menschen und Tieren entwickeln. Das liegt vermutlich in der Natur dieser Liebe: für unseren Nachwuchs ist es supercool, wenn wir Ihn „Lieben“. Denn ohne unsere Fürsorge wäre er oder sie ein Opfer des nächsten Raubtieres. Das gleiche gilt für alle anderen Mitglieder unserer Sippe: Es ist gut, wenn wir Zuneigung zueinander entwickeln. In der einfachsten Form nennen wir das Empathie: das man sich in den anderen hineinversetzen kann und seine Empfindungen nachvollziehen kann.
Etwas gänzlich anderes ist es sich in seine Partnerin hineinzuversetzen: Das nennt man Sex 🙂
Von dieser Zuneigungsform der Liebe gibt es verschieden starke Ausprägungen, welche im Wesentlichen auch auf verschieden starke Ausschüttungen von Oxytocin zurückzuführen sind. Und Oxytocin kann man -stark vereinfacht- selber ausschütten. Dafür wichtig ist viel z.B. Hautkontakt. Daher auch die umgangssprachliche Bezeichnung zu Oxytocin: Kuschelhormon. Durch Hautkontakt, allgemeiner: viel friedlicher (zärtlicher) Nähe zueinander wird die Bindung mit diesen Partnern gestärkt. So können wir ein Wesen, welches wir uns nicht ausgesucht haben (unser Kind), und mit dem wir (bei gesunden Menschen) keinerlei sexuellen Interaktionen herbeisehnen (Das Immunsystem ist zu 50% identisch, so springt unser Limbisches System mit der Produktion von Dopamin und das „Verliebtheitshormon“ Phenylethylamin nicht an). Und trotzdem „Lieben“ wir unsere Kinder. Kein Wunder: Sie sind -evolutionsbiologisch gesehen- der einzige Grund warum wir uns überhaupt diesen ganzen Stress mit Leben und so antun. Mit dem Partner, mit dem Kind kuscheln, also intensiven Hautkontakt pflegen, sorgt dafür das wir uns verbunden fühlen und füreinander da sind.
Wenn diese Nähe zu Bezugspersonen nicht stark genug ist, kann dieses Verbunden sein dank Oxytocin auch leicht auf allesmögliche andere überspringen. Mädchen, die sich nichts sehnlicher wünschen als bei Ihrem Pferd zu sein. Ausgewachsene Männer und Frauen, die ihren Hund oder ihre Katze oder ihr Auto (ok, da sind wir schon eher bei Männern…) als „ihr liebstes“ oder „Unser Kind“ bezeichnen. Wir wollen lieben, und wir müssen lieben, um Mensch zu sein. Und um unseren Geist gesund zu erhalten. WAS wir lieben, ist dabei eher zweitrangig. Aber am schönsten ist es natürlich, einen anderen Menschen zu lieben.
Daher können auch arrangierte Ehen gut funktionieren, oder sich Entführungsopfer in ihre Entführer „verlieben“. Wobei wir nun wissen das dies die Liebe (zumindest wähle ich in diesen Artikeln diese Benennung) aufgrund der Oxytocin-Basis ist. Nicht das stürmische, brennende, verlangende, alles weg kopulierende (fickende) Verliebt sein.

Liebt Sie mich wirklich?

Darauf zuerst eine Gegenfrage: Ist das wichtig?

Um diese Frage kümmern wir uns genauer bei dem Thema Partnerwahl. Du solltest von hier aus aber schon mitnehmen: Verliebt sein und Liebe sind zwei gänzlich verschiedene Dinge. Verliebt sein kann -und sollte- in Liebe übergehen. Verliebt sein kann nur entstehen, nicht herbeigeführt werden. Das ist ein großer Unterschied, welchen Du Dir einen Moment lang bewusst machen solltest! Liebe hingegen kann durch pure Nähe erzeugt werden, und ist auch gar nicht schlecht. Und auch, wenn eine Beziehung nur einseitig mit einer der Formen der Liebe gefestigt wird, auf der anderen Seite eher mit z.B. Versorgt sein, Sicherheit, nicht alleine Sein assoziiert (verbunden) wird, kann diese Beziehung beide Seiten glücklich machen und unglaublich stabil sein.

Wo finde ich die Richtige?

So viel vorweg: Es gibt nicht die eine Richtige. Es gibt Hundertausende, vielleicht Millionen richtige. Mehr dazu in dem Kapitel Partnerwahl.

Kann ich mir aussuchen wen ich liebe?

Lies noch einmal den Abschnitt über Liebe.

1 Warum mit der Nase? Die Nase, also unser Geruchssinn, gehört zu den ältesten Produkten der Evolution. Bereits Urzeitlebewesen ohne optische (Augen) oder akustische (Ohren) Wahrnehmung verfügen bereits über eine komplexe chemische Analyse… Riechen. Das Riechen geht direkt in unser Stammhirn, der älteste Teil unseres Gehirns. Beim Computer würden wir hier vom BIOS sprechen. Genau wie beim Computer verlässt diese Sinneswahrnehmung das Stammhirn nur als reine Information. Das kannst Du leicht überprüfen: Stell Dir mal den Geruch von Benzin vor. Jeder kennt diesen Geruch. Jeder würde ihn sofort wieder erkennen, egal wo. Aber: Man kann sich Gerüche nicht vorstellen, anders als Bilder. Wir können uns ein Riesenrad vorstellen oder einen roten Pullover. Aber keinen Geruch.